Allerheiligen
Wann?
1. November
Wo?
Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland
Geschichte
Die Geschichte des Tages „Aller Heiligen“ reicht zurück bis zur Entstehung des Christentums.1 Lange Zeit wurden Christen in vielen Teilen der Welt verfolgt, vertrieben und getötet. Vor allem im Römischen Reich ging man vehement gegen die junge Glaubensrichtung und ihre stetig wachsende Anhängerschaft vor, denn anders als die polytheistischen Römer, glaubten die Christen nur an einen Gott.2
380 Jahre dauerte es, bis das Christentum unter Kaiser Theodosius im „Drei-Kaiser-Edikt“ zur römischen Staatsreligion erklärt wurde, um von dort aus den Siegeszug anzutreten. Bereits im 4. Jahrhundert rief Johannes Chrysostomos in Byzanz den „Herrentag aller Heiligen” aus, an welchem aller Märtyrer gedacht werden sollte, die aufgrund ihres Glaubens getötet wurden. Anfang des 8. Jahrhunderts weihte Papst Gregor III eine Kapelle in Rom zu Ehren aller Heiligen und setzte den Gedenktag erstmals am 1. November fest. Im Jahre 839 wurde durch Papst Gregor IV der Ehrentag aller Märtyrer, Verstorbenen und Heiligen (auch jenen, „um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott“), auf die gesamte Kirche ausgeweitet.
Brauchtum
An diesem Tag wird zusätzlich zur Messe in der Kirche auch eine Andacht an den Gräbern gehalten.
An Allerheiligen ist es üblich, die Gräber der Verstorbenen zu schmücken und Kerzen (Seelenlichter) zu entzünden, die bis zum Allerseelentag weiterbrennen sollen.3 Der Ursprung ist hier mehrdeutig: Manche glauben, die Kerze symbolisiere das ewige Licht der Seele oder solle den umherirrenden Geistern den Weg zu ihrer Ruhestätte weisen. Doch auch das Erwärmen der Seele der Toten und das Vertreiben böser Geister sind Erklärungsansätze für diesen Brauch.
Auch ist es üblich, den Toten Speisen und Getränke auf das Grab zu stellen. Je nach Region gibt es verschiedene Besonderheiten: Seelspitzbrot, *Spitzl, Gebildebrot, Seelenkuchen, kleine runde Mürbeteigkekse mit Rosinenaugen und Mündern aus kandierten Kirschen oder Seelenbrote, Seelenzopf, Stuck und Allerseelenbrötchen werden dann für diesen Anlass zubereitet.4
Zu Hause lässt man Brotkrumen und Wasser übrig, um die Verstorbenen zu speisen und schüttet Mehl in das Ofenfeuer, um die Seelen der Toten zu kühlen.
Für jene Geister, denen besonders kalt ist, lässt man das Herdfeuer brennen und entzündet Seelenlichter in der Stube. An diesem Abend soll man nichts unaufgeräumt lassen, was den umherirrenden Seelen Schmerzen zufügen könnte. So soll man keine Messer, Pfannen oder Gabeln offen liegen lassen, denn die Toten könnten sich daraufsetzen.
Regional gibt es an Allerheiligen Besonderheiten im Brauchtum, so backen beispielsweise in Schwaben Taufpaten sogenannte Seelenzöpfe für Ihre Patenkinder. Die ineinander verschlungenen Zopfstränge sollen dabei die Heilige Dreifaltigkeit symbolisieren.5
An der Mosel ist es üblich, am Abend einen Hirsebrei zu essen, der so viele Seelen aus dem Fegefeuer befreit, wie Körner in der Schüssel sind.4
Bauernregeln
- "Schnee am Allerheiligentag / selten lange liegen mag."
- "Bringt Allerheiligen einen Winter, / so bringt Martini einen Sommer."
- "Zum Allerheiligen Sonnenschein, / tritt der Nachsommer ein."
- "Allerheiligen klar und helle, / sitzt der Winter auf der Schwelle."
Typische Rezepte
- Allerheiligenspitzel (onetz.de)
- Brioche-Zopf, Seelenzöpfe (kochbar.de)
Aktuelles
- Zu Allerheiligen am 1. November 2024 finden zahlreiche kirchliche Events statt, z. B. in der katholischen Kirche St. Joseph (Wedding) ein festliches Pontifikalamt. Die musikalische Begleitung erfolgt durch den Chor und Bläser der Sankt Hedwigs-Kathedrale, ein kulturelles Highlight für religiöse und musikalische Interessierte.6
- Auch finden um den Feiertag 2024 herum in einigen deutschen Bundesländern Allerheiligenmessen mit Fahrgeschäften und Kirmesbuden statt, wie z. B. in Trier7 oder in Soest8.
Gesetzliche Regelung
Allerheiligen ist in folgenden Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag: Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland.
In den Bundesländern, in denen Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag ist, sind zusätzlich öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen verboten, die nicht dem ernsten Charakter dieser Tage entsprechen9, da es sich um einen stillen Feiertag handelt.
Allerheiligen in anderen Ländern
Quellen
- Ökumenisches Heiligenlexikon (heiligenlexikon.de)
- Die Weltreligionen: Das Christentum (geo.de)
- Lichter für die Toten (katholisch.de)
- Allerheiligen - und Heilige in Gruppen (brauchtum.de)
- Allerheiligen: Seelenzopf (brauchwiki.de)
- Pontifikalamt zu Allerheiligen (hedwigs-kathedrale.de)
- Allerheiligenmesse Trier 2024 (kirmesecke.de)
- 686. Soester Allerheiligenkirmes 2024 (ummet-eck.de)
- Gesetzliche Feiertage in Bayern (stmi.bayern.de)